Stecklinge schneiden: So gelingt es Ihnen

Indem Sie Stecklinge schneiden, vermehren Sie Pflanzen schnell, einfach und kostengünstig. Wir erklären Ihnen, wie die Anzucht gelingt.

Übersicht: Stecklinge schneiden 

  • Stecklinge schneiden als schnelle und einfache Art, Pflanzen zu vermehren
  • Verschiedene Arten von Stecklingen wie Kopfstecklinge, Stammstecklinge und Blattstecklinge
  •  Nur wenig Material nötig wie Mutterpflanzen, Aussaaterde und Töpfe 
  • Geeignete Pflanzen zur Vermehrung von Stecklingen: Hortensien, Lavendel, Rosen und viele andere
  • Ende Mai bis August als geeigneter Zeitraum, um Stecklinge zu schneiden 
  • Nötige Länge mindestes ein Internodium, also ein Triebabschnitt zwischen zwei Knospen bzw. Knospenpaaren

Was sind Stecklinge?

Unter Stecklingen versteht man die Triebabschnitte einer Mutterpflanze. Diese können sich in ihrer Art unterscheiden. Finden Sie hier heraus, welche Stecklinge es gibt:

Nahaufnahme eines Kopfstecklings, den eine Person in den Händen hält

Kopfstecklinge eignen sich nicht nur für Pflanzenprofis.

Kopfstecklinge

Als Kopfsteckling schneiden Sie einfach eine Triebspitze mit einem Internodium-Stück samt Knospe ab, zum Beispiel von Fuchsien, Pelargonien oder Hortensien.

Unter einem Internodium versteht man die Sprossachse zwischen zwei Knoten (Nodi). Kopfstecklinge wachsen vergleichsweise leicht an, sodass sie sich nicht nur für Pflanzenprofis eignen.

Nahaufnahme eines Mannes in Jeans und grauem Oberteil, der sich auf einem Gartengrundstück über die Rosensträucher beugt, um Stecklinge zu schneiden

Gartenrosen bieten sich für Stammstecklinge an.

Stammstecklinge

Stammstecklinge sind blattlose Triebstücke mit mehreren Knospen. Manche Triebe eignen sich nicht als Stammstecklinge, da sie zu kurz oder zu verzweigt sind, zum Beispiel Geranien. 

Dafür können von einer Mutterpflanze meist mehr Stammstecklinge als Kopfstecklinge entnommen werden. Drachenbaum oder Rose eignen sich beispielsweise sehr gut für Stammstecklinge.

Nahaufnahme eines Blattstecklings in einem Topf mit Erde

Blattstecklinge bestehen aus einem einzelnen Blatt.

Blattstecklinge

Blattstecklinge bestehen aus einem Blatt mit oder ohne Stiel und können nur von bestimmten Pflanzenarten geschnitten werden, zum Beispiel von Begonien oder Usambaraveilchen. Meist ist eine besondere Schnitttechnik erforderlich, bei der die Blattnerven an Abzweigungen eingeschnitten werden.
Darüber hinaus ist zu beachten, dass Blattstecklinge eher weich und fäulnisanfällig sind. Vorteilhaft ist, dass Sie meist sehr viele Blattstecklinge von einer Mutterpflanze gewinnen können.

Violett blühende Kugel-Primeln in einem Beet

Wurzelstecklinge lassen sich gut aus Kugel-Primeln schneiden.

Wurzelstecklinge 

Wurzelstecklinge bestehen aus einem Wurzelstück ohne Stängel, Blätter oder Triebspitzen. Nur von wenigen Pflanzenarten lassen sich Wurzelstecklinge schneiden, zum Beispiel von der Kugel-Primel. Von einer Mutterpflanze gewinnen Sie in der Regel zahlreiche Wurzelstecklinge.

Unterschied Stecklinge zu Ableger und Aussaat

Das Schneiden von Stecklingen ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit Pflanzen zu vermehren. Auch beim Ableger und bei der Aussaat kann man die Blüte im Garten vergrößern. Doch worin bestehen die Unterschiede?

Von Ablegern spricht man, wenn ein ganzer Spross zum Boden gebogen und vollständig mit Erde bedeckt wird, während bei einem Absenker die Triebspitze herausschaut. Beide sind zu diesem Zeitpunkt noch mit der Mutterpflanze verbunden, während Stecklinge unabhängig von der Mutterpflanze wurzeln.

Anders als Stecklinge bringt die Aussaat eine enorme Sortenvielfalt mit sich, dafür erfreuen Sie sich bei Stecklingen bereits nach wenigen Wochen an vergleichsweise großen Pflanzen. Zudem übernehmen Stecklinge als Klone 1:1 die Eigenschaften der Mutterpflanzen, sodass Sie nicht mit neuen Mischfarben oder Formen zu rechnen brauchen. Wählen Sie daher einen gesunden Trieb einer gut blühenden Mutterpflanze mit gewünschten Eigenschaften.

Grüner Tipp

Stecklinge zu ziehen ist eine umweltschonende Art, an neue Pflanzen zu kommen – ganz ohne Gift oder lange Transportwege. Zum Eintopfen eignen sich alte Blumentöpfe wunderbar.

Anleitung: So schneiden Sie Ihre eigenen Stecklinge 

Stecklinge richtig zu schneiden und zu ziehen, gelingt einfacher, als Sie denken, und ist nicht nur etwas für Pflanzenprofis. Wir erklären Ihnen Schritt für Schritt den Weg zu noch mehr frischen Farben im Garten, in der Wohnung oder auf Ihrem Balkon. Viel Spaß!

Material und Werkzeug

Mit nur wenigen Utensilien können Sie loslegen, Stecklinge zu schneiden. Erfahren Sie in unserer Auflistung, was Sie alles parat haben sollten.

Auf einer Wiese sortierte Werkzeuge und Materialien, um Stecklinge zu schneiden und einzutopfen, darunter eine Gartenschere, Handschuhe, Erde, eine Schaufel, Töpfe und eine Gießkanne
Zum Schneiden von Stecklingen sind nur wenige Utensilien erforderlich.

Hortensien-Stecklinge schneiden

Unentbehrliche Helfer bei der Gartenarbeit

Nahaufnahme eines Lavendelstecklings, der zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten wird

Der Lavendelsteckling ist bereit zum Einpflanzen.

Lavendelstecklinge vermehren  

Um Lavendelstecklinge von der Mutterpflanze abzuschneiden, schneiden Sie einen Trieb ab und lassen Sie gut 8 bis 10 Zentimeter lange Triebenden stehen.
Streifen Sie alle Blätter auf etwa 7 Zentimeter Länge ab und knipsen Sie die weiche Spitze mit den Fingern ab. Setzen Sie die Stecklinge nun in Töpfe mit Anzuchterde. Einfacher geht das, wenn Sie vorher mit einem alten Stift ein Loch vorgebohrt haben. 

Drücken Sie die Erde danach seitlich an und stellen Sie den Topf ins Zimmergewächshaus. Sie können übrigens ohne Weiteres verschiedene Pflanzen in dasselbe Gewächshaus stellen.

Nahaufnahme eines blattlosen Rosenstecklings, von einer Person mit schwarzen Arbeitshandschuhen zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten

Kleine Stiele deuten auf frühere Blätter hin.

Rosenstecklinge vermehren 

Wenn Sie ihre Rosen schneiden, können Sie aus den überresten ganz einfach Stecklinge machen. Schneiden Sie einen gut 30 Zentimeter langen Rosentrieb von der Mutterpflanze ab. Entfernen Sie alle Blätter, aber lassen Sie ruhig kleine Stiele übrig, um die Position der Blätter noch zu erkennen. Schneiden Sie 0,5 Zentimeter oberhalb einer Blattstelle den Trieb ab. Stehen die Blattansätze dicht, so schneiden Sie die Triebe über jedem zweiten ab. Die Triebspitze können Sie entfernen. 

Setzen Sie die Stecklinge auch hier in kleine Töpfe mit Erde und drücken Sie die Erde seitlich an. Nun ist der Topf fertig für das Zimmergewächshaus!

 

STIHL Tipp

Um Stecklinge von der Mutterpflanze zu schneiden, haben sich neben Hortensien, Lavendel und Rosen vor allem Zimmer- und Kübelpflanzen wie Fuchsien, Oleander, Geranien oder Bleiwurz bewährt. Außerdem eignen sich Gehölze wie Schneeball, Deutzien, Salbei oder Thymian wunderbar, um Stecklinge zu schneiden.

Tipps und Hinweise: Stecklinge ziehen

Damit Sie lange Freude an Ihren Stecklingen haben und sich über gesunde Pflanzen freuen können, gibt es einiges, was Sie beim Ziehen von Stecklingen beachten sollten.

Wann Sie am besten Stecklinge schneiden 

Der beste Zeitpunkt, um Stecklinge von der Mutterpflanze zu schneiden, ist von Ende Mai bis August, wenn die frischen Austriebe lang genug und ausgereift sind. 

Der Schnittzeitpunkt bestimmt den Erfolg maßgeblich, da die Stecklinge feste, aber elastische Stängel haben sollten. Sind die Triebe noch zu weich, faulen sie. Beginnen sie schon sich zu verholzen, bewurzeln die Triebe mühsam. Biegt sich ein Steckling nach unten, wenn man ihn zwischen Daumen und Zeigefinger hochhält, ist er untauglich.

Schnittstelle und Länge der Stecklinge 

Die Länge der Stecklinge variiert je nach Größe und Wuchsstärke der zu vermehrenden Pflanze. Schneiden Sie den Steckling immer möglichst dicht unter der Knospe oder dem Knospenpaar ab, da die Pflanze in diesem Bereich viel Teilungsgewebe aufweist und auch die meisten Wuchsstoffe hat. Beides ist von zentraler Bedeutung für die Wurzelbildung.

Nahaufnahme eines Stecklings, den jemand über einem Gartentisch zwischen den Fingern hält, auf dem Tisch eine Gartenschere und abgeschnittene Blätter
Stecklinge lassen sich einfach selbst schneiden.

Der Steckling sollte mindestens ein Internodium, also ein Triebabschnitt zwischen zwei Knospen beziehungsweise Knospenpaaren lang sein. Denken Sie daran, die Blätter am unteren Knospenpaar beim Schnitt zu entfernen, da diese bei Erdkontakt schnell faulen.

Stecklinge einpflanzen 

Als Substrat, um Stecklinge zu stecken, greifen Sie am besten auf fertige Aussaaterde beziehungsweise Kräutererde oder auch Anzuchterde zurück. Diese ist nährstoffarm und zwingt die jungen Pflänzchen zur Wurzelbildung: Um an die wenigen Nährstoffe im Substrat zu kommen, müssen die Pflänzchen mehr Wurzeln bilden, um ihren Bedarf zu decken.

Nahaufnahme, wie jemand auf einem Gartentisch mit schwarzen Arbeitsschutzhandschuhen Stecklinge in Töpfe mit Aussaaterde einpflanzt
Beim Einpflanzen ist Fingerspitzengefühl gefragt.

In Erde oder Wasser wurzeln lassen?

Stecklinge gedeihen nicht nur in Pflanzenerde, sondern oft auch im Wasserglas. Lassen Sie die Stecklinge gleich in Erde wurzeln, sind die Jungpflanzen leichter einzutopfen, da die Wurzeln bereits einen festen Ballen gebildet haben. In Wasser bewurzelte Stecklinge haben brüchigere Wurzeln, sodass Sie beim Eintopfen besonders vorsichtig sein sollten. 

Dafür braucht diese Methode weniger Platz und kommt ohne Plastikhaube über dem Gefäß aus, die bei Erdstecklingen eine hohe Luftfeuchte garantiert.

Wie Sie Stecklinge pflegen  

Möchten Sie Ihre Stecklinge artgerecht pflegen, sollten Sie darauf achten, dass die Erde nicht austrocknet. Zu feucht sollte sie allerdings auch nicht werden. Nehmen Sie daher die Abdeckhaube zum Lüften ab, sobald Sie Kondenswasser bemerken. Tritt bei krautigen Stecklingen Fäulnis auf, so entfernen Sie diese umgehend.

Stecklinge richtig umtopfen 

Nach etwa zwei bis drei Wochen bilden Stecklinge neue Wurzeln – der perfekte Zeitpunkt zum Umtopfen. Kräuter können Sie zu diesem Zeitpunkt auch in eine Kräuterspirale einpflanzen.

Verwenden Sie eine nährstoffreiche, aber nicht zu stark gedüngte Erde, zum Beispiel handelsübliche Pflanzerde zum Pikieren. So gedeihen Ihre Pflänzchen am besten.

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