Unkraut bestimmen: Ein Ratgeber für Rasen und Garten

Unkraut ist ärgerlich, aber meist nicht zu vermeiden. Wir zeigen, wie Sie die gängigsten Arten von Unkraut bestimmen und bekämpfen.

Person mit gelben Handschuhen entfernt Unkraut

Übersicht: Unkraut bestimmen

  • Unkräuter sind im Garten unerwünschte Pflanzen, die sich schnell ausbreiten
  • Unterscheidung zwischen Samen- und Wurzelunkraut für eine zielgerichtete Bekämpfung
  • Samenunkraut vermehrt sich durch Samen und wird aus dem Boden gehackt
  • Wurzelunkraut verbreitet sich durch Wurzelrhizome und wird komplett ausgestochen
  • Für einen bienenfreundlichen Garten gerne etwas Unkraut stehen lassen

Was ist eigentlich Unkraut?

Unkraut im Garten und Rasen kann störend sein, aber frühzeitig erkannt, können Sie effektiv Abhilfe schaffen. Grundsätzlich gibt es kein Unkraut im engeren Sinne – viele der Pflanzen, die wir als Unkraut bezeichnen, dienen in anderen Kontexten auch als Wildkräuter oder Zeigerpflanzen. Andere Bezeichnungen für Unkraut sind Begleitvegetation oder auch Beikraut.

Der Begriff Unkraut beschreibt Pflanzen, die sich im Garten und Rasen ausbreiten, dort aber nicht erwünscht sind. Diese wildwachsenden Pflanzen zeichnen sich durch hohe Widerstandskraft und schnelle Ausbreitung aus. Unkräuter überstehen auch extreme Witterungsbedingungen wie Hitze oder Kälte sehr gut. Deswegen scheint es oft schwer bis unmöglich, Unkraut wirklich zu vernichten. Die Samen und Wurzelausläufer von Unkraut schlummern im Boden. Samen von Unkraut können auch Jahrzehnte später noch austreiben, wenn sie beim Umgraben weiter oben an die Oberfläche kommen.

Es gibt zwei Arten von Unkraut: Wurzelunkraut und Samenunkraut. Sie unterscheiden sich in ihrer Hauptvermehrungsweise und in ihrer Bekämpfung.

Person mit Handschuhen entfernt Unkraut aus der Erde mit Hilfe von Gartenwerkzeug

Wurzelunkraut

Die widerstandsfähigen Wurzeln können sich auf dem gesamten Grundstück oder unter dem Rasen ausbreiten. Auch Wege halten Sie dabei nicht auf, da sich ihre manchmal meterlangen Wurzelrhizome durch den ganzen Garten schlängeln können.

Beim Unkraut bestimmen ist es wichtig, das Wurzelunkraut zu erkennen und entsprechend zu handeln. Durch das Zerhacken wird Wurzelunkraut in der Regel nicht vernichtet. Im Gegenteil: Die zerhackten Stücke wachsen weiter, sodass Sie das Wurzelunkraut unbewusst sogar vermehren. Um Unkraut dieser Art endgültig beizukommen, müssen Sie es aus dem gelockerten Boden ziehen und die Wurzeln möglichst am Stück sorgfältig entfernen. Das Unkrautjäten ist eine mühsame Tätigkeit, deren Ergebnis sich aber lohnt.

 Nahaufnahme einer “Pusteblume”

Samenunkraut

Als Samenunkraut werden Pflanzen bezeichnet, die eine große Zahl von Samen ausbilden und sich so schnell und stark vermehren können. Ein klassisches Beispiel für Samenunkraut ist der Löwenzahn, der in Form der “Pusteblume” seine vielen, einfach zu erkennenden Flugsamen verteilt.

Andere gängige Samenunkräuter sind Franzosenkraut, Vogelmiere oder das Schöllkraut. Diese meist einjährigen Pflanzen verteilen sich über weite Strecken hinweg. Die Samen dieser Unkrautarten können Jahre bis Jahrzehnte im Boden überleben. Wird die Erde umgegraben und die Samen keimen aus, kann das Unkraut wieder sprießen. Daher treten Unkräuter auch in frisch angelegten Beeten oder bei Rasenneuanlagen auf. Eine langfristige Bekämpfung von Samenunkraut besteht im beharrlichen Entfernen der Unkräuter durch Hacken. Wenn Sie die Pflanzen vor oder während der Blüte angehen, dann haben sie keine Chance, neue Samen zu bilden und können langfristig aus dem Garten verschwinden. Übrigens: Manche Samenunkräuter, darunter auch der Löwenzahn, haben zusätzlich starke Wurzeln, über die sie sich ebenfalls weiterverbreiten. In diesem Fall müssen Sie auch das Wurzelwerk entfernen, um das Unkraut langfristig zu bekämpfen.

Wenn Unkraut zum Problem wird

Dank seiner Widerstandskraft und der schnellen Verbreitung stellt Unkraut eine direkte Konkurrenz zu den eingesetzten Kultur- und Nutzpflanzen dar, denen es Wasser, Nahrung und Licht klaut. Während Sie Stauden, Gehölze und andere Pflanzen gezielt auswählen und im Garten einpflanzen, wächst Unkraut dort, wo es sich wohlfühlt. Ihre Zier- und Nutzpflanzen sind auf die richtige Pflege und Umgebung angewiesen, um zu gedeihen. Wildkräuter hingegen befinden sich in ihrer natürlichen Umgebung und haben es leichter, sich hier auszubreiten. Sie wachsen schneller, sind widerstandsfähiger, schleppen Krankheiten ein oder ziehen Schädlinge an. Sie können hier beherzt eingreifen und so das gewünschte Gleichgewicht im Garten wiederherstellen. Der erste Schritt dazu ist, das Unkraut zu bestimmen. Auch ohne Herbizide können Sie Unkraut erfolgreich bekämpfen und schonen dabei die Umwelt langfristig.

Unkraut bestimmen und bekämpfen

Je genauer Sie Unkraut im Rasen und in Beeten bestimmen, desto zielgerichteter können Sie es bekämpfen. Wir haben für Sie Merkmale und Bekämpfungsmethoden der gängigsten Unkrautarten zusammengetragen.

Ackerwinde (Convolvulus arvensis)

Nahaufnahme einer rosablühenden Ackerwinde

Unkrautart: Wurzelunkraut

Merkmale: Schlängelt sich an anderen Pflanzen hoch und ist in Deutschland heimisch. Trotz der schönen Blüten eine sehr aggressiv wachsende Pflanze.

Schaden: Behindert andere Pflanzen am Wachstum und überwuchert sie.

Bekämpfung: Triebe über dem Boden mit der Hacke abschlagen oder von Hand abziehen. Eine dauerhafte Bekämpfung braucht viel Geduld, da sich die feingliedrigen Rhizome schwer entfernen lassen. Wenn Sie die Pflanzen während der Gartensaison immer wieder abhacken, schwächen Sie die tief in den Boden reichende Wurzeln kontinuierlich. In abgelegenen Gartenbereichen kann die Ackerwinde durchaus geduldet werden.

Nutzen: Kein Nutzen

Brennnessel (Urtica urens und Urtica dioica)

Nahaufnahme: Brennnessel

Unkrautart: Wurzelunkraut

Merkmale: Unterscheidung in kleine Brennnessel (Urtica urens) und große Brennnessel (Urtica dioica). Beide führen beim Anfassen zu einem brennenden, unangenehmen Gefühl auf der Haut.

Schaden: Breitet sich über Wurzeln und Samen schnell aus.

Bekämpfung: Lässt sich mit einer Motorsense abmähen. Danach den Boden mit einer Grabegabel lockern und die Wurzeln entfernen, damit die Brennnessel nicht wieder zurückkommt. Alle Brennnesseln im Umkreis von ungefähr einem Quadratmeter gehören zur gleichen Pflanze.

Nutzen: Ein selbstgemachter Brennnesselsud oder Brennnesseljauche kann zur Stärkung der Nutzpflanzen und zur Schädlingsbekämpfung, z. B. gegen Blattläuse, eingesetzt werden. Für manche Schmetterlingsarten wie Admiral, Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs sind Brennnesseln lebensnotwendig. Ihre Raupen ernähren sich ausschließlich von Brennnesseln.

Franzosenkraut (Galinsoga parviflora)

Nahaufnahme: Kleines Franzosenunkraut

Unkrautart: Samenunkraut

Merkmale: Einjährige Pflanze, die sonnige Standorte bevorzugt und viele Samen ausbildet. Auch bekannt als „Kleinblütiges Knopfkraut“ mit gelben und weißen Blüten. Franzosenkraut stirbt mit dem ersten Frost ab.

Schaden: Breitet sich extrem schnell aus und Samen können auch im Folgejahr auskeimen. Konkurrent für andere Pflanzen um Licht, Wasser und Nahrung.

Bekämpfung: Durch regelmäßiges Hacken oder Jäten entfernen. Am besten die Jungpflanzen bereits entfernen, bevor sie ausblühen und die Samen verteilen können. 

Nutzen: Kein Nutzen

Giersch (Aegopodium podagraria)

Nahaufnahme: Giersch

Unkrautart: Wurzelunkraut / Samenunkraut

Merkmale: Hartnäckiges, mehrjähriges Unkraut mit vielen Samen und regenerationsfähigen Wurzeln. Wuchshöhe bis zu 80 Zentimeter. Breitet sich schnell aus und darf nicht mit Samen oder Wurzeln kompostiert werden, da diese sonst im kommenden Jahr im Kompost austreiben. Cremeweiße und doldenförmige Blütenstände.

Schaden: Nimmt anderen Pflanzen die Nährstoffe und den Platz.

Bekämpfung: Wurzeln mit einer Grabegabel aus dem Boden sieben und so entfernen. Hartnäckiges Unkraut.

Nutzen: Kein Nutzen

Hahnenfuß (Ranunculus)

Nahaufnahme: Hahnenfuß, auch Butterblume genannt

Unkrautart: Wurzelunkraut

Merkmale: Auch Butterblume genannt, wächst der Hahnenfuß gerne auf feuchten Wiesen und am Rand von Wasserflächen wie Teichen. Die gelben Blüten werden zu Nussfrüchten, in denen Samen reifen. Hahnenfuß wächst gerne auf saurem Boden.

Schaden: Breitet sich extrem aus und nimmt anderen Pflanzen den Raum. Vor allem auf Rasenflächen kann er zu einem Problem werden, da der Hahnenfuß die Halme verdrängt.

Bekämpfung: Da der Hahnenfuß sauren Boden bevorzugt, lässt sich durch das Ausbringen von Kalk der Rasen stärken und das Unkraut schwächen. Zusätzlich verhindert regelmäßiges Rasenmähen, vor allem zur Blütezeit, die Samenbildung, da so die Blüten entfernt werden. Das regelmäßige Ausstechen der Pflanze hilft auf Dauer am effektivsten. Zusätzlich können die Wurzeln ausgezogen werden, was jedoch mühsam ist und zu Löchern im Rasen führen kann.

Nutzen: In geringem Maße kann der Hahnenfuß als Gast geduldet werden, da die gelben Blumen zu einem schönen Gesamtbild beitragen.

Hirtentäschelkraut (Capsella)

Nahaufnahme: Hirtentäschelkraut

Unkrautart: Samenunkraut

Merkmale: Bildet Blätter in Rosettenform aus und hat sehr kleine Blüten. Die Samen halten bis zu 30 Jahre im Boden und sind damit sehr lange lebensfähig.

Schaden: Konkurriert mit anderen Pflanzen (auch dem Rasen) um Nährstoffe. Überträgt den Erreger Kohlhernie. Diese Krankheit befällt die Wurzeln anderer Pflanzen und schadet ihnen.

Bekämpfung: Hirtentäschelkraut entfernen und vor der Samenreife vernichten.

Nutzen: Kein Nutzen

Löwenzahn (Taraxacum)

Im Vordergrund gelbblühender Löwenzahn, dahinter als verblühte “Pusteblume”

Unkrautart: Samenunkraut

Merkmale: Gelbe Blumen, die nach der Blüte die bekannten Pusteblumen ausbilden. Samen bleiben bis zu 10 Jahre lang keimfähig.

Schaden: Verbreitet sich dank der flugfähigen Samen extrem schnell und weit. Dank der starken Pfahlwurzel auch sehr regenerationsfreudig.

Bekämpfung: Rasen mähen, ausstechen und vor der Samenbildung bekämpfen.

Nutzen: Auch als WIldkraut bekannt.

Quecke (Elymus repens)

Nahaufnahme: Quecke

Unkrautart: Wurzelunkraut

Merkmale: Gehört zu den Ungräsern. Rhizome reichen bis zu 10 Zentimeter tief in die Erde. Hat einen sehr hohen Lichtbedarf.

Schaden: Verdrängt andere Pflanzen und Gräser und schadet dem Rasen. Tritt auch in Staudenbeeten auf.

Bekämpfung: Je nachdem, wo die Quecke auftaucht, lässt sie sich verschieden bekämpfen. Bedecken Sie den betroffenen Teil des Gartens mit Pappe, sodass die lichtbedürftigen Rhizome aushungern. Das erfordert aber etwas Geduld. Sie können die Stellen mit Humus oder Erde kaschieren. Das Unkraut von Hand zu entfernen, ist sehr mühselig, aber die Arbeit bringt oft Erfolg. Alternativ können in einem befallenen Beet auch Kartoffeln angepflanzt werden, damit die dichten Blätter den Rhizomen das Licht nehmen.

Nutzen: Pionierpflanze, die sich oft als erste auf sandigen Böden ausbreitet.

Vogelmiere (Stellaria media)

Nahaufnahme: Vogelmiere

Unkrautart: Samenunkraut

Merkmale: Blüht nahezu das ganze Jahr und hat sehr kleine, weiße Blüten. Einjährige, krautig wachsende Pflanze. Beim Abreißen bleibt oft ein inneres Stück des Triebes stehen.

Schaden: Kein großer Schaden, verbraucht aber viele Nährstoffe und kann kleinere Pflanzen überwachsen.

Bekämpfung: Die wenig tief liegenden Wurzeln lassen sich einfach mit der ganzen Pflanze ausjäten. Als vorbeugende Maßnahme sollten Sie Rasenflächen und Beete immer schnell neu bepflanzen und mulchen. Da die Vogelmiere nährstoffarme Böden bevorzugt, kann auch das Düngen Abhilfe schaffen.

Nutzen: Als Pionierpflanze schützt sie karge Flächen vor Erosion.

Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense)

Nahaufnahme: Acker-Schachtelhalm

Unkrautart: Wurzelunkraut

Merkmale: Schachtelhalm mag feuchte und verdichtete Lehmböden und ein eher saures Milieu.

Schaden: Verdrängt andere Pflanzen und lässt sich schwer jäten.

Bekämpfung: Bodenverbesserung ist der erste Schritt, da das Unkraut dadurch geschwächt wird. Der Acker-Schachtelhalm gedeiht besonders in dichtem Boden. Ein luftigerer Boden mit wenig Staunässe nimmt dem Unkraut die Möglichkeit, sich auszubreiten. Hacken Sie die Pflanze kontinuierlich ab und lockern Sie den Boden mit Sand und Kompost. So verbessern Sie die Bodenqualität nach und nach.

Nutzen: Enthält viel Kieselsäure und kann als Sud gegen Pilzkrankheiten genutzt werden.

Unkraut entsorgen und vernichten – wohin mit den Pflanzenresten?

 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Unkraut zu entsorgen. Hat das Unkraut bereits Samen gebildet, sollte es nicht auf dem Kompost landen, da diese das Kompostieren meist überleben und beim Austragen in den Boden wieder keimen können.

Mann mit Gehörschutz zerkleinert Äste vor dem Kompostieren mit einem STIHL Elektro-Häcksler GHE 140

Beim Kompostieren sollte zudem unbedingt darauf geachtet werden, dass die Wurzeln des Unkrauts gut zerhackt sind, damit sie nicht weiterwachsen. Bei Wurzelunkräutern sollten die Wurzeln gänzlich entfernt werden, bevor Sie sie auf den Kompost werfen. Samenfreies Unkraut kann gerne als Dünger eingesetzt werden, da es wertvolle Nährstoffe in den Kompost bringt, die im Garten durchaus nützlich sind. Samenunkraut können Sie bedenkenlos kompostieren, wenn es noch nicht blüht. Dann kann es nämlich noch keine Samen angesetzt haben.

Schubkarre mit Gartenabfällen neben Komposthaufen

Größere Mengen von Unkraut, die nicht kompostiert werden, entsorgen Sie am besten mit dem Grünabfall, zum Beispiel auf einem Wertstoffhof oder einer örtlichen Grünabnahmestelle. Kleinere Mengen Unkraut entsorgen Sie einfach in der Biotonne. Hier landen auch die Samenunkräuter und Wurzeln, damit sie nicht erneut keimen beziehungsweise austreiben.

 Nahaufnahme einer Biene auf weißer Blüte

Bienenfreundliche Wiese: Unkraut stehen lassen

 

Auch wenn Unkraut eigentlich genau das ist, was aus unserer Sicht nicht in den Garten gehört, freuen sich andere Lebewesen, wie beispielsweise Bienen, über die willkommene Abwechslung. Die Blüten vieler Unkräuter sind für sie eine willkommene Quelle für Nektar. Wenn Sie also die Möglichkeit haben, ein wenig Unkraut stehen zu lassen, tun Sie den Bienen einen großen Gefallen.

Grüner Tipp

Unkraut entfernen Sie am besten regelmäßig mit dem passenden Handwerkzeug – ohne Chemie. Falls es Schädlingsbekämpfungsmittel sein sollen, so setzen Sie lieber auf natürliche Produkte wie ätherische Öle. Denken Sie außerdem an die Bienen und spritzen Sie die Mittel niemals direkt in die Blüte.